Greenwashing
Immer mehr Unternehmen präsentieren sich als „grün“ und nachhaltig – auch in der Digitalwirtschaft. Doch nicht jede Umweltbotschaft hält, was sie verspricht. Greenwashing bezeichnet gezielte Versuche, ein ökologisch verantwortungsbewusstes Image zu erzeugen, ohne dass dies durch glaubwürdige Maßnahmen oder belegbare Daten untermauert wird.
Definition:
Greenwashing ist eine Täuschungspraxis, bei der Unternehmen, Organisationen oder Produkte fälschlich als umweltfreundlich dargestellt werden, um sich ein nachhaltiges Image zu geben, das nicht durch die tatsächliche Umweltbilanz oder Unternehmenspraxis gedeckt ist.
Erklärung:
Typische Merkmale von Greenwashing:
Unklare oder nicht überprüfbare Aussagen (z. B. „umweltfreundlich“, „klimaneutral“ ohne Nachweis)
Hervorhebung kleiner grüner Maßnahmen, während der Großteil der Geschäftstätigkeit umweltschädlich bleibt
Irreführende Label, Siegel oder Begriffe, die keine unabhängige Zertifizierung haben
Verstecken von problematischen Aspekten hinter betonten Nachhaltigkeitsversprechen
Beispiele aus der Digitalwirtschaft:
Ein Rechenzentrum bewirbt sich als „grün“, obwohl es keine Ökostromquellen nutzt
Ein Tech-Konzern spricht von CO₂-Neutralität, berücksichtigt aber nicht Scope-3-Emissionen aus Lieferketten
Anbieter für „nachhaltige Smartphones“ nutzen Begriffe wie „eco-friendly“, obwohl ihre Lieferketten problematisch bleiben
Apps oder Plattformen werben mit „digitaler Nachhaltigkeit“, ohne Transparenz zu Serverstandorten, Energieverbrauch oder Datenmengen
Folgen & Risiken:
Verlust von Vertrauen bei Kund:innen und Öffentlichkeit
Reputationsschäden durch Medienberichterstattung oder NGO-Kritik
Rechtliche Konsequenzen bei Verbrauchertäuschung (z. B. durch Wettbewerbsrecht, CSRD oder Green Claims Directive der EU)
Verzerrung von Nachhaltigkeitsdebatten, da ernsthafte Akteure mit Misstrauen konfrontiert werden
Praxisbeispiele & Reaktionen:
EU-Kommission arbeitet an einer Green Claims Regulation, die Unternehmen zu nachweisbaren Umweltangaben verpflichtet
NGOs wie Greenpeace oder Deutsche Umwelthilfe analysieren regelmäßig Greenwashing-Kampagnen von IT- und Tech-Firmen
Plattformen wie „Check Your Green Claim“ helfen Verbraucher:innen, Versprechen zu überprüfen
Verbraucherzentralen nehmen Greenwashing zunehmend ins Visier digitaler Angebote (z. B. bei Streamingdiensten)
Für wen relevant?
Der Begriff Greenwashing ist relevant für:
Marketing- und Kommunikationsteams in IT- und Digitalunternehmen
CSR- und Nachhaltigkeitsverantwortliche
Regulierungs- und Aufsichtsbehörden
Verbraucherschutzorganisationen und NGOs
Studierende der Wirtschafts-, Medien-, Rechts- und Umweltwissenschaften